Dock & Yard Management
Die Hoflogistik 2030 ist höchst automatisiert und fahrerlos
Logistik und Supply Chain Management werden immer mehr zum entscheidenden Faktor für den Unternehmenserfolg. Dabei stehen wir völlig neuen Realitäten sowohl im In- als auch im Outbound gegenüber: In den vergangenen Jahrzehnten wurden Gleisanschlüsse stark zurückgebaut – angesichts der dringend notwendigen Verkehrswende ist multimodaler Verkehr der neue Standard, auch um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Parallel nimmt der Informationsbedarf, insbesondere wenn alle großen Verkehrsträger aufeinandertreffen, weiter zu. Ohne Investitionen in Digitalisierung und Automatisierung wird den Herausforderungen der Zukunft nicht beizukommen sein.
Ein paar Fakten: Schon heute muss jede:r zweite LKW-Fahrer:innen (51%) auf dem Hof länger als 60 Minuten auf die Be- oder Entladung warten. Hinzukommt, dass rund 2,6 Millionen Stellen für LKW-Fahrer:innen 2021 weltweit unbesetzt waren – Tendenz steigend. 83 Prozent der Angestellten in der Logistik klagen über chronische Überlastung durch Überstunden und permanente „Löscharbeiten“. Darüber hinaus sorgen neue Besitzverhältnisse bei Aufliegern, Wechselbrücken und anderem Equipment für veränderte Vorzeichen.
Neue Ideen braucht die Logistik
Um diese und viele weitere Hürden zu überwinden, braucht es kreative Ideen – und zwar am besten schon heute! Vielversprechende Lösungsansätze sind unter anderem automatisierte Logistikprozesse insbesondere im Lager und auf dem Hof. Grundsätzlich sorgen vorab ausgetauschte Informationen für stabile Abläufe zwischen den Lieferkettenpartnern. Dank immer schnellerer Weiterentwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz werden logistische Entscheidungen schon bald durch prozesssteuernde und lernende IT-Systeme übernommen. Bei der Bewältigung von steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen werden einerseits kombinierte Verkehre, aber auch alternative Antriebe eine Rolle spielen.
Zeichnete sich zuletzt der Trend ab, dass Unternehmen ihre Transporte, insbesondere bei Anlieferungen, mehr und mehr selbst übernehmen, wird dies in naher Zukunft wieder verstärkt durch externe Dienstleister abgewickelt werden. Unternehmen konzentrieren sich aufgrund der Wettbewerbslage und weiter fortschreitender Internationalisierung auf ihre Kernkompetenzen (bspw. die Herstellung von Gütern). Im Gegenzug arbeiten Logistikdienstleister enger mit Produzenten und Verladern zusammen. Die Prozesse auf dem Betriebshof können dabei bequem durch Dienstleister übernommen werden. Gerade hier ist das Potenzial für Veränderungen noch riesig.
Willkommen auf dem Hof der Zukunft
Smartes Yard Management birgt enorme Chancen – und wird trotzdem noch oft vernachlässigt. Dabei haben logistische Abläufe vor und auf dem Werksgelände enormen Einfluss auf die Effizienz von Warenflüssen. Durch zunehmende Digitalisierung und papierlose Abwicklung werden Prozesse weniger fehleranfällig und kosteneffizienter. Die Daten, die dabei gewonnen werden können, wollen nur noch genutzt werden!
Betreiber eines Yards können sich schon heute sehr einfach mit ihren Lieferanten vernetzen. Die enge Zusammenarbeit mit Supply-Chain-Partnern erlaubt es, Echtzeitinformationen über LKWs im Zulauf für die Planung zu verwenden: Wann kommt welche Ware in welcher Menge? Wie ist diese verpackt? Welcher Dienstleister ist involviert? Mit welchem Transportmittel kommt er? Mithilfe dieser Infos ist es möglich, die Ankunft eines Transports vorab zu prognostizieren und z. B. Flächen und Kapazitäten für die Entladung reservieren. So können z. B. Auslagerungsaufträge sogar vollautomatisch angestoßen werden.
Beim Gate-in gibt es schon heute verschieden smarte Ausbaustufen: manuelle Erfassung, Self-Service-Terminals, Check-in mit IoT-Services wie OCR-Kameras und smarten Schranken oder einfach via Web-App auf dem Smartphone.
Das Handling auf dem Yard fokussiert vor allem die Leitung der Verkehrs- und Warenströme. Da bereits viele Details über Ware und Transportmittel bekannt sind, spielt eine automatisierte Zuweisung von Arbeitsschritten an Mitarbeitende eine große Rolle. Der Gesamtprozess wird im Supply Chain Control Tower gemonitored. Resilienz und Abweichungsanalyse sind auschlaggebend. Der LKW wird automatisiert durch den Prozess geleitet (Navigation) und meldet ggf. Abweichungen, welche über einen Communication Service direkt beim Disponenten zur Bearbeitung aufschlagen.
Umfuhrarbeiten von Pufferplätzen zu Laderampen werden in Zukunft weitestgehend fahrerlos abgewickelt. Dabei steuert ein:e Disponent:in neben dem Belegungsplan auch die Bedien-Software für AGVs. Wechselbrücken und Auflieger werden durch die führerlosen Transportsysteme zu den jeweiligen Handling-Punkten verbracht. Die Rückmeldung, dass ein Transportschritt abgeschlossen ist, wird durch smarte Sensorik in Echtzeit an das System gemeldet. Der Leitstand überwacht die Vorgänge.
Im Ausgangsverkehr kommt es in Zukunft zu keinerlei Wartezeiten mehr. Das Transportmittel wird durch OCR-Kameras erfasst oder der Fahrer übernimmt den Check-out über eine App. Dabei werden im alle wichtigen Papiere digital zur Verfügung gestellt (Stichwort eCMR).
Die Vorteile liegen auf der Hand
Ein smartes, voll automatisiertes Werksgelände, dass in Zukunft sogar ohne Fahrer:innen auskommt, birgt enormes Potenzial und ist ein entscheidender Baustein dabei, die Logistik zum Erfolgsfaktor umzudeuten. Neben interessanten Nebeneffekten wie einem geringeren Unfallrisiko durch weniger Personen im Hof oder etwa einer verbesserten Arbeitsumgebung für die Mitarbeitenden führt smarte Automatisierung vor allem zu einer verbesserten Auslastung und hohen Kosteneinsparungen. Darüber hinaus hat schon heute jedes Unternehmen bestimmte Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen, bei denen es fast immer auch darum gehen, CO2-Emissionen zu reduzieren. Weniger Leerfahrten aufgrund einer besseren Informationslage und Planung können hierzu einen Beitrag leisten.
Menschenloses Yard: Dystopie oder Utopie?
Keines von beidem. In vielen Bereichen stehen uns die vorgenannten Entwicklungsschritte unmittelbar bevor. Der Mensch wird dabei weiterhin eine entscheidende Rolle spielen, denn Systeme müssen konfiguriert und überwacht werden. Seine Rolle wird sich aber spürbar verändern: In der Zukunft geht es mehr um Prozessmanagementaufgaben als um operative Tätigkeiten auf dem Werksgelände. Der einfachen, intuitiven Bedienung von IT-Systemen kommt dabei einer immer größere Bedeutung zu. Denn diese müssen in Zukunft komplexeste Prozesse steuern und zwar zum teil sogar aus großer Entfernung: So ist es zum Beispiel denkbar, AGVs auf dem Werksgelände von Dienstleistern steuern zu lassen. Die Internationalisierung von Prozessen und Unternehmen wird somit weiter fortschreiten. Das erleben wir schon heute vielfach bei unseren Kunden. Wenn abteilungsübergreifend kooperiert wird, heißt das nicht selten auch international. Die operative Arbeit wird künftig von Maschinen erledigt – die Zusammenarbeit zwischen Menschen geht neue Wege, zum Teil auch über Ländergrenzen, ermöglicht durch smarte IT-Systeme.
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